Montag, 12. September 2011

Leuchtende Augen

Für eine Nacht und einen Morgen sind Juri, der Koch, seine Tochter Paulina und seine Frau Katarina zu Gast in unserer Petersburg - Irkutzk Waggon Familie. Olga ruft ihn zu uns rüber, um zu übersetzen. Juri spricht sehr gutes Deutsch!
In 10 Tagen wird er mit seiner Familie in die Türkei ziehen, ans Meer. Paulina klammert sich an seine Beine. Seine Frau hat einen Bruder und dessen Schwager (glaube ich) wohnt am Baikalsee. Er selbst war noch nie dort.
Urlaubsseitig und geldlich keine Möglichkeit. Sagt er. Und strahlt.
Dieser Mann hat es auch. Diese strahlenden Augen. Von Innen irgendwie. So viel Power, so viel Freude. Ich erinnere mich an den Workshop, den ich kurz vor meiner Abreise gemacht habe. Mit Hans Peter Welke. Es ging um meine innere Mission. Total intensiv. Bei unseren Abensessen diskutierten wir, dass man Menschen mit Mission an Ihren Augen erkennt. Meine Meinung. Juri hat eine. Auf jeden Fall.
Er hat diese strahlend mittelblauen Augen. Ein Blau, dass ich bei vielen Russen gesehen habe, bisher. Mein Vater hat auch solche Augen. Das Strahlen haben nicht so viele.
Mit Bedauern, aber ohne negativen Beigeschmack, ohne sich klein zu fühlen hat Juri das gesagt. Dass er den Baikalsee nicht gesehen hat. Bisher. Mit strahlenden Augen. Hammer.
Ich schäme mich für meine fehlenden Russischkenntnisse.
Mittlerweile stehen neben Olga, Juri und Paulina noch Marina, die zweite Waggonschaffnerin unseres Waggons Nr 7, die zwei mänlichen Waggonschaffner von Wagen 6, Rita und Ritas Vater sowie Sonja, sie schläft zwei Abteile neben mir, vor meinem Abteil. Alle koennen sie auf einmal ein paar Brocken deutsch.
Levi wandert von Olga zu Juri zu mir zu Ritas Vater und zu Rita auf den Teppichboden. Er schaut aufgeregt hin und her, manchmal scheint er über das Gesagte nachzudenken, manchmal bringt er sich mit perfektem Russisch ein: dadadaaaaa!!!

Ich denke, weil wir von Anfang an mit Levi gereist sind und unterwegs waren vermisst er unser Zuhause in München, seine Spielecken, sein Bett nicht. Denn unterwegs gibt es immer genug aufregendes Nicht-Spielzeug. Oder Etwas, an dem er sich hochziehen und entlanghangeln kann. Oder Rita. Soviel am Stück war er noch nie mit anderen Kindern zusammen. Das genießt er.
Ich habe den Eindruck, für Levi vermischen sich Reisen und Zuhausesein zu seinem normalen Leben. Seinem Alltag.
Reisezwergalltag.
Beneidenswert.

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